Klagt der Arbeitnehmer erfolgreich gegen eine sozialwidrige K\u00fcndigung, kann er die gerichtliche Aufl\u00f6sung seines Arbeitsverh\u00e4ltnisses gegen Zahlung einer Abfindung verlangen, wenn das Verhalten des Arbeitgebers im Zusammenhang mit dem Ausspruch der K\u00fcndigung je nach den Umst\u00e4nden geeignet ist, die Unzumutbarkeit der Fortsetzung des Arbeitsverh\u00e4ltnisses zu begr\u00fcnden.<\/p>\n
Dies kann nach einer Entscheidung des Landesarbeitsgerichts (LAG) Schleswig-Holstein der Fall sein, wenn der Arbeitgeber durch Aufstellung v\u00f6llig haltloser K\u00fcndigungsgr\u00fcnde einer Pflegekraft jegliches Verantwortungsbewusstsein abspricht. Betroffen war eine langj\u00e4hrig besch\u00e4ftigte Altenpflegehelferin in einer Seniorenwohnanlage.<\/p>\n
Der Arbeitgeber warf ihr vor, eine an Parkinson leidende Bewohnerin leichtfertig angerempelt und so zu Fall gebracht und anschlie\u00dfend nicht versorgt zu haben. Er k\u00fcndigte daraufhin das Arbeitsverh\u00e4ltnis fristgerecht. In der vorangegangenen Betriebsratsanh\u00f6rung berief er sich auf diese Vorw\u00fcrfe und stellte abschlie\u00dfend fest, dass die Pflegerin aufgrund des gezeigten Verhaltens auf einer Pflegestation zur Betreuung auch sehr kranker Bewohner nicht tragbar sei. Das Arbeitsgericht L\u00fcbeck hat der K\u00fcndigungsschutzklage stattgegeben und auf Antrag der Altenpflegerin das Arbeitsverh\u00e4ltnis gegen Zahlung einer Abfindung aufgel\u00f6st. Die hiergegen eingelegte Berufung des Arbeitgebers blieb erfolglos.<\/p>\n
Das LAG stellte fest, dass die K\u00fcndigung wegen fehlender vorheriger Abmahnung sozialwidrig sei. Das gelte insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Altenpflegerin \u00fcber 10 Jahre beanstandungsfrei gearbeitet habe. Der Aufl\u00f6sungsantrag sei ebenfalls begr\u00fcndet. Auch wenn der Arbeitgeber die Behauptung, die Pflegerin habe die Bewohnerin „angerempelt“ oder „umgerannt“ inzwischen in „gestreift“ modifiziert habe und nunmehr vortrage, die Pflegerin habe sich nicht „ausreichend“ um die Bewohnerin gek\u00fcmmert, st\u00fcnden die zuvor erhobenen Vorw\u00fcrfe im Raum. Der Arbeitgeber habe die Pflegerin der Verantwortungslosigkeit bezichtigt, welches gerade f\u00fcr Mitarbeiter im Pflegebereich einen schweren Vorwurf darstelle. Bei derart extremen Vorw\u00fcrfen, die in ihrer Intensit\u00e4t nicht aufrechterhalten werden k\u00f6nnten, sei zu bef\u00fcrchten, dass der Arbeitgeber in anderen F\u00e4llen \u00e4hnliche Verhaltensweisen zeigen werde. Vor diesem Hintergrund sei der Altenpflegerin vorliegend nicht zuzumuten gewesen, das Arbeitsverh\u00e4ltnis fortzusetzen (LAG Schleswig-Holstein, 2 Sa 105\/09).<\/p>\n
Quelle: IWW Institut f\u00fcr Wirtschaftspublizistik Verlag Steuern – Recht – Wirtschaft GmbH & Co. KG<\/em><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" Klagt der Arbeitnehmer erfolgreich gegen eine sozialwidrige K\u00fcndigung, kann er die gerichtliche Aufl\u00f6sung seines Arbeitsverh\u00e4ltnisses gegen Zahlung einer Abfindung verlangen, wenn das Verhalten des Arbeitgebers im Zusammenhang mit dem Ausspruch der K\u00fcndigung je nach den Umst\u00e4nden geeignet ist, die Unzumutbarkeit der Fortsetzung des Arbeitsverh\u00e4ltnisses zu begr\u00fcnden.<\/p>\n","protected":false},"author":3,"featured_media":0,"comment_status":"closed","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_acf_changed":false,"footnotes":""},"categories":[21],"tags":[12],"class_list":["post-220","post","type-post","status-publish","format-standard","hentry","category-archiv","tag-gesellschaftsrecht"],"acf":[],"yoast_head":"\n